Nach 1148 Tagen ohne Bibelnacht wurde die Traditionsnacht begeistert zelebriert
1148 Tage ohne Bibelnacht. Für die Schülerinnen der Gisela-Schulen eine unvorstellbar lange Zeit. Aber endlich ist sie vorbei und die erste Nach-Corona-Bibelnacht begeisterte alle Beteiligten – Schülerinnen wie Lehrkräfte. Unter dem Motto „Unterwegs sein“ machten sich die 8. Klassen bis hin zu den Abiturientinnen und den Absolventinnen der Realschulklassen auf den Weg, um Aufbruch und Fremd sein zu spüren. Der Weg der Niedernburger Pilger führte von St. Konrad in Hacklberg über die Kapelle in Freudenhain, die Kirche St. Nikola bis zurück nach Niedernburg.
Unter donnerndem Kirchengeläut rief Pfarrer Markus Kirchmeyer alle Bibelnacht-Teilnehmer in die Kirche St. Konrad in Hacklberg, der ersten Station der Bibelnacht – dorthin brachte die Mädchen, die nicht von ihren Eltern gefahren werden konnten, ein Shuttlebus der Schule. In der Kirche stimmte Organisator Lukas Spitzenpfeil auf das ein, was sie im Laufe des Unterwegsseins erwartet und was seit der letzten Bibelnacht passiert ist: „1148 Tage ist es nun her, dass am 11. April 2019 Vroni Wenninger in dem Fenster oben in der Aula die 18. Bibelnacht eröffnet hat. Damals war sie in der 9. Klasse. Heute hat sie ihr Abitur in der Tasche. In dem Rahmen möchte ich als Erstes alle Abiturientinnen herzlich beglückwünschen. Und den 10. Klassen der Realschule viel Erfolg bei den anstehenden Abschlussprüfungen wünschen.
1148 Tage, unsere 8. Klässlerinnen waren damals in der 5. Klasse, einige der anwesenden Lehrerinnen und Lehrer waren noch gar nicht an der Schule.
1148 Tage. Viel ist in dieser Zeit passiert. Corona natürlich. Und natürlich der schreckliche Krieg in der Ukraine. Tausende Menschen sind seit Kriegsbeginn aus der Ukraine geflohen. Sie sind AUFGEBROCHEN aus ihrer Heimat, waren lange UNTERWEGS unter FREMDen um irgendwann hoffentlich ANZUKOMMEN. Wo auch immer… Für sie ist es schrecklich UNTERWEGS SEIN zu müssen.“
Nach diesen beeindruckenden Worten stellten Schülerinnen der Klasse G10a fünf Gefühle dar, die Menschen, die unterwegs sind, durch den Kopf gehen: Wut, Freude, Kummer, Angst und Ekel. In einfühlsamen Worten und gekonnten Darstellungen spiegelten sie den Widerstreit der Gefühle wider. Für eine glückliche Ankunft nach der Pilgerreise verteilte die G10a selbst gebackene Niedernburg-Kekse.
Dann machte sich der lange Zug auf den Weg zur zweiten Station nach Freudenhain. In gelöster Stimmung ratschten die Mädchen dahin und der Weg verging wie im Flug. In der Kapelle in Freudenhain war das Oberthema FREMDsein, geleitet von Thomas Mader und Anika Maier. Thomas Mader rief alle Schülerinnen dazu auf aufzustehen und sich neben Menschen und zwischen Gruppen setzen sollten, wo sie niemanden kannten. Dazu lief Green Day „Boulevard of Broken Dreams“ und Xavier Naidoo “Dieser Weg”. Nach der Station und dem Erspüren des Fremdseins unter Fremden gab es für alle die gewohnte Teepause mit Brezen, die die Pilger für die nächste Etappe, den Weg nach St. Nikola stärkte. Über die Schanzlbrücke wartete auf die riesige Gruppe tatsächlich die gefährlichste Strecke, die aber dank der vielen absichernden Lehrkräfte gefahrlos bezwungen werden konnte.
In St. Nikola stellte Lehrerin Adriane Becker mit der Klasse G9b wieder eine Pilgerfahrt dar unter dem Titel „Auf den Weg machen“. In Form einer Traumreise stellten sich die Mädchen eine Zeit in fünf Jahren vor und erfuhren, wie gut es tut, seine Ängste auf dem Weg zu lassen.
Nach der Traumreise erhielten alle Wanderer Kerzen, die ihnen den Weg am Inn entlang zurück nach Niedernburg erhellten. In der ehemaligen Klosterkirche Niedernburg angekommen, begrüßte Direktor Dr. Markus Eberhardt die Pilger mit seinem Orgelspiel und Lehrer Markus Bahle beeindruckte am Saxophon, als er in einer Gruppe mit Schülerinnen und Musiklehrerinnen auftrat. Die letzte Etappe „Ankommen“ wurde von Oberstufenkoordinator Michael Preiß gestaltet.
Danach löste sich die Gruppe auf und die Schülerinnen zogen sich in ihre Klassenzimmer zurück, wo sie ihr Nachtlager aufschlugen. Der zweite Teil der Bibelnacht, nämlich die nächtlichen Spiele und Späße, begann. Um Mitternacht trafen sich die, die noch Hunger hatten, zur Bibelsuppe, einer leckeren Gemüsesuppe, bevor es in den Klassenzimmern weiterging. Die offizielle Nachtruhe um ein Uhr war nicht wirklich einzuhalten.
Aber egal, wie lange die Mädchen aufblieben, morgens um 7 Uhr stand ohne Pardon der Pfingstgottesdienst in der Kirche auf dem Programm, den Schulpfarrer Markus Kirchmeyer zelebrierte. Danach durften die Bibelnacht-Teilnehmer in ihren Räumen frühstücken, während für die unteren Klassen Unterricht und Pfingstgottesdienste begannen. Nach der für Schülerinnen und LehrerInnen anstrengenden Nacht hatte Dr. Eberhardt ein Einsehen und beendete den Unterricht bereits um 11.10 Uhr.
T.F.