Für die 179 Schülerinnen (R10a/b/c, G10a/b, Q11/12) der Gisela-Schulen und die zehn begleitenden Deutschlehrkräfte hatte sich das Warten gelohnt. Nach drei Jahren Pause war es am 24. März 2023 endlich wieder möglich, den in Niedernburg seit vielen Jahren festen Termin eines gemeinsamen Theaterbesuchs durchzuführen.

Gezeigt wurde vom Landestheater Niederbayern Bertolt Brechts „Leben des Galilei“. Ein sicher nicht ganz einfaches Stück, wenn man zum ersten Mal ein Theater besucht, doch schon allein das vielseitige Bühnenbild beeindruckte die Schülerinnen und versetzte die Zuschauer in die Welt der Astronomie. Dabei gefielen den Schülerinnen insbesondere die flexiblen Elemente, die in jeder Szene passend zum Inhalt neu zusammengeführt. So wurde aus dem übergroßen Periskop ein Turm, an dessen Spitze der Papst gegen Galileos Entdeckungen wettert. Zudem ließen zahlreiche Projektionen im Hintergrund und an der Decke alle in den Kosmos eintauchen. Einen besonderen Eindruck machten auch die Kostüme, welche die Schauspieler selbst Planenten, Sternbilder und ein Spiegel des Weltalls werden ließen.

Daneben zogen die vielen Elemente des epischen Theaters die Schülerinnen in ihren Bann.

Brechts Stück greift weite Teile von Galileis realem Leben auf, insbesondere die Zeit, als er entdeckt, dass die Sonne und nicht die Erde den Mittelpunkt unseres Weltalls bildet, seine Auseinandersetzung mit der Kirche und die Bedrohung durch die Inquisition, welche dazu führt, dass er seine Erkenntnisse widerruft.

Auch heute bietet des Stoffs von 1939 aktuelle Anknüpfungspunkte, die im Unterricht Gelegenheit zu Diskussionen ermöglichten: unterbezahlte Wissenschaftler, die Weigerung wissenschaftliche Erkenntnisse anzuerkennen, Einschüchterung als Instrument der Mächtigen und die Entscheidung zwischen Wahrheit, eigenen Idealen und dem Überleben zu entscheiden. Galileo entscheidet sich in Brechts Drama für das eigene Leben und schreibt heimlich seine „Discorsi“, in denen er seine Erkenntnisse festhält, weiter und überlässt sie seinem ehemaligen Schüler Andrea, der diese verbreiten soll.

Wie angetan die Schülerinnen von diesem Theatererlebnis waren, zeigte der herzliche Applaus am Ende mit dem die herausragende schauspielerische Leistung belohnt wurde. 

„Denn die alte Zeit ist herum und es ist eine neue Zeit“, lässt Brecht Galilei sagen. Für die Theaterleidenschaft der Gisela-Schulen gilt dies hoffentlich nach der unfreiwilligen Pause auch.

H.D-J.