Mit den Worten „Wir sind wieder da!“ drückte die Regisseurin und Spielleiterin des Oberstufentheaters des Gisela-Gymnasiums, Fachbetreuerin im Fach Deutsch Heidi Dominik-Jetzlsperger, triumphierend ihre Freude darüber aus, dass in Niedernburg endlich wieder Theater vor Zuschauern stattfinden kann. Das Publikum war höchst gespannt, denn das Niedernburger Oberstufentheater sorgte vor Corona regelmäßig für Theater-Leckerbissen. Mit „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horvath hatte sich die Truppe auch gleich ein anspruchsvolles und vielschichtiges Stück vorgenommen. An zwei Abenden wurde es vor jeweils voll besetzter Aula präsentiert und erntete frenetischen Beifall.

Der Theaterabend begann bereits im Parkhof der Gisela-Schulen mit einem perfekt inszenierten, mit Kerzen beleuchteten Weg in die Aula, wo die Platzanweiserinnen warteten und die personalisierten Eintrittskarten mit der genauen Sitzzuweisung überreichten. Vorbei am Catering führte der Weg in Richtung Bühne. Dort wartete ein Abend voller Überraschungen mit höchst motivierten Schauspielerinnen, einem reduzierten, aber perfekt durchdachten Bühnenbild, das für alle sieben Bilder des Volksstückes wandelbar war, einer rasanten Lichtshow und der stets passenden Musik, im Rahmen derer Falco mit „Vienna calling“ natürlich nicht fehlen durfte.

Die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ bereiteten den Zuschauern eine wilde Achterbahn der Gefühle – vom Oberstufentheater mit sehr viel Spielfreude dargestellt und mit jede Menge Humor garniert. Da war die gefühlvolle Marianne (Anna-Marie Nirschl), die „von Gott geprügelt wird, wie ein Hund“ und Metzger Oskar (Maja Hampel), der Marianne liebt – sie aber nur unter ganz speziellen Bedingungen zur Frau nehmen will. Dazu kommt Mariannes Vater, Spielwarenhändler Zauberkönig (Viktoria Schaal), der nach einem Schicksalsschlag seine Prinzipien über Bord wirft, und der Hallodri Alfred (Raja Farhauer) mit dem Rockstar-Gehabe, dem die Frauen reihenweise erliegen. Wesentliche Rollen spielen noch die verführerische Trafik-Besitzerin Mathilde (Julia Gutsmiedl), die es mit der Moral nicht ganz genau nimmt, aber immer versucht die Gemüter zu beruhigen, und der Rittmeister (Anna-Maria Mugler), der Schicksal spielen will. In weiteren Rollen sind zu sehen: Sophia Bildner als Student Erich, als Puppe und als Mutter, Laura Rother als Mönch, als Ansager in der Nackttanzshow und als Großmutter, und Alina Bartlweber als Puppe und als Tochter. Für die Technik und das Licht zeichnete neben Heidi Dominik-Jetzlsperger auch Marlena Heilig verantwortlich.

Um nur einige der vielen Highlights zu nennen: Die ausgelassene Party und Polonaise durch die Aula zur Musik „Griechischer Wein“, der Moment, als die Feiergesellschaft zum Baden geht und Mathilde vor dem Bad Gymnastik macht, der Liebestanz zwischen Marianne und Alfred, die Darstellung des vom Schlaganfall gezeichneten Zauberkönigs, die bedrückende Szene, als die Pflegefamilie von Mariannes Kind überlegt, wie sie Marianne die Nachricht vom Tod ihres Kindes überbringen soll oder der groteske Anblick der verzweifelten Marianne, die der Liebe von Oskar nicht entkommt und ihn letztendlich heiratet.

T.F.