Gisela-Schulen jetzt Schulen ohne Rassismus, Schulen mit Courage
In einer spektakulären Feierstunde zur Verleihung des Titels „Schulen ohne Rassismus, Schulen mit Courage“ bewiesen die Gisela-Schulen Niedernburg, dass sie den Titel tatsächlich verdienen, dass Niedernburg die Anforderungen dieses Projektes mehr als erfüllt. Die beiden Moderatorinnen, die Schülersprecherinnen Ella Wagenpfeil (G10b) und Katharina Buchner (R9c), führten durch ein abwechslungsreiches Programm, in dem ein Höhepunkt auf den nächsten folgte.
Auch wenn Toleranz, Gleichberechtigung, Gemeinschaft, Courage und soziales Verhalten zum Selbstverständnis der Gisela-Schulen gehören, gleichsam ihre DNA sind, wie Schulleiter Dr. Markus Eberhardt betonte, habe Niedernburg einen Grund zum Feiern: Realschule und Gymnasium erhalten den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ aus der Hand der Landeskoordinatorin in Bayern für dieses Projekt, Dr. Eva Riedl, und des Jugendsekretärs des DGB und Regionalkoordinators für Niederbayern, Martin Birkner.
Dr. Eberhardt freute sich auch, ganz besondere Paten für dieses Projekt gewonnen zu haben. Zum einen die ehemalige Niedernburger Schülerin und Schülersprecherin Yaran Salim (19), die im zweiten Semester in Passau Gymnasiallehramt studiert und die sich noch während ihrer Schulzeit für das Projekt und auch für die Installation eines Schülerinnenparlaments in Niedernburg stark machte. Zum anderen Bischof Dr. Stefan Oster, dem es wichtig ist, junge Menschen zu begleiten und sie auf einen guten Weg zu bringen. Lehrerin Kathrin Gerhardinger und ihr Kollege Ludwig Kohlhofer, beide Verbindungslehrkräfte, wirkten ebenfalls federführend mit, dass dieser Titel an die Gisela-Schulen kam.
In einer kurzen Vorstellung stellte Yaran Salim fest, dass Schule ein sensibler Ort sei, an dem viele unterschiedliche Menschen, Kulturen, Religionen und Hautfarben zusammentreffen – und alle sollten sich hier geborgen fühlen. Bischof Oster erinnerte an Jesus, der sich als Jude zu seiner Zeit verdächtig machte, als er Menschen, die aus dieser sehr gläubigen und prinzipientreuen Gemeinschaft ausgeschlossen wurden, zu seinen Freunden machte, als er sich mit Randgruppen abgab, denn keiner sollte außerhalb stehen. Bischof Oster: „Außenseiter gibt es überall, ganz sicher auch an dieser Schule. Ich wünsche euch, dass ihr den Mut habt, zu denen zu gehen, die Außenseiter sind.“
Lehrerin Kathrin Gerhardinger hatte sich mit ihrer Klasse R10a die Fragen gestellt „Was ist Zivilcourage?“, „Woran erkennt man Zivilcourage an der Schule?“ und „Was wünsche ich mir von diesem Projekt?“ Die Antworten wurden der Festgesellschaft in Form eines Videos präsentiert. In einem weiteren Schritt hatte die Schülermitverwaltung alle Schülerinnen und Mitarbeiter der Gisela-Schulen aufgerufen an einer Umfrage teilzunehmen, die sich mit Ausgrenzungserfahrungen beschäftigte. Die Moderatorinnen erläuterten die Ergebnisse, die insgesamt erfreulich waren, die aber doch bei 38,6 Prozent der Schülerinnen Ausgrenzungserfahrungen zutage brachten, die sich vor allem auf körperliche Merkmale bezogen. Ella Wagenpfeil betonte dazu: „Jeder einzelne Prozentpunkt ist in diesem Fall einer zu viel!“ Als Schwerpunkte des Projekts erwarteten sich die Niedernburgerinnen in dieser Umfrage Aufklärung über die Akzeptanz körperlicher Merkmale, sexueller Orientierung, Herkunft und Hautfarbe. Diese Punkte sollen in den nächsten Jahren verwirklicht werden.
Maisha Kjumba (G10b) stellte eine Aktion vor, die von der G10b unter ihrer Federführung im Fach Politik und Gesellschaft erarbeitet worden war: Unter dem Titel „Black lives matter“ hatte Maisha Informationen und Bilder von wichtigen Persönlichkeiten dieser Bewegung zusammengetragen und zudem Fotos von durch Polizeigewalt getöteten „People of Colour“ mit ihrem Alter und dem Grund ihrer Ermordung gesammelt. Die G10b gestaltete aus all diesen Informationen Plakate, die sie an strategisch wichtigen Stellen im Schulhaus aufhängten, um an diese Katastrophen zu erinnern, die sich bis heute regelmäßig ereignen. In einer bewegenden Rede erinnerte Maisha an die Worte Martin Luther Kings „I have a Dream“!
Mit einem mitreißenden Tanz erfreute die Klasse G5a die Zuschauer. Dr. Eberhardt wies auf die T-Shirts der Mädchen hin, die von Schülerinnen höherer Klassen für alle Niedernburger Fünftklässlerinnen zu Schuljahresbeginn gestaltet worden waren. Danach trug Katharina Buchner eine beeindruckende Version des Liedes „Ein bisschen Frieden“ vor und erntete begeisterten Applaus. Nächster Programmpunkt war eine kleine Ausstellung von Bildern der Klasse G10f, die, angeleitet von Kunstlehrer Florian Lechner, Gedanken zum Thema Ausgrenzung und Toleranz künstlerisch umgesetzt hatte.
Landeskoordinatorin Dr. Eva Riedl freute sich über zwei weitere Schulen, die im Netzwerk „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ ihren Platz gefunden haben. „So kommt viel Kraft ins Netzwerk!“, so Dr. Riedl. „Das Schild ist keine Auszeichnung, sondern eine Erinnerung und eine Verpflichtung, dort hinzuschauen, wo etwas passiert, sich dagegen zu wehren und eine offene Auseinandersetzung zu unterstützen.“
Der Regionalkoordinator Martin Birkner bezeichnete es als spektakulär, was die Gisela-Schulen bereits auf die Beine gestellt haben. Allein die Umfrage unter allen NiedernburgerInnen sei einzigartig. Birkner: „Diskriminierung kann jeden treffen, aber auch jeder kann diskriminieren. Keiner ist davor gefeit. Aber ihr habt euch entschlossen, etwas dagegen zu tun!“
T.F.