Eines sonnigen Nachmittags im Mai konnten die Kinder unserer Ganztagsbetreuung, nach vielen Regentagen, endlich im Freien Hausaufgaben machen.

Die Stunde zog sich, Ablenkung war nicht in Sicht, das hieß „büffeln“, Vokabeln wiederholen und Mathe pauken.

Doch plötzlich hörten wir alle ein merkwürdiges Geräusch, das immer lauter wurde. War das ein Summen? Die Köpfe drehten sich in alle Richtungen, das hörte sich nach willkommener Unterbrechung an … oder war da auch etwas Furcht zu spüren? Tatsächlich war ein mächtiges Summen über uns und der Himmel verdunkelte sich in Sekundenschnelle. Vereinzelte Aufschreie ertönten und manche Mädchen liefen panisch in die Gruppenräume. Die Aufregung und die Hektik waren groß, aber auch Neugierde machte sich breit. An Hausaufgaben war jedenfalls nicht mehr zu denken.

Ein riesiger Schwarm Bienen umkreiste einige Male unseren blühenden Garten, ehe er sich an unserem Holunderstrauch als große „Traube“ niederließ. Nun überwog bei den Mädchen die Neugierde und angesichts dieses Naturschauspiels war die Begeisterung groß. Wissen wir doch alle, dass die Bienen sich nur ein schönes, nahrungsreiches Plätzchen aussuchen, an dem sie sich niederlassen.

Mittlerweile sind wir schlauer. Wir wissen, dass sich die Bienenvölker meist um diese Jahreszeit zur Vermehrung teilen und mit der alten Königin und ihrem treuen Gefolge ein bienenfreundliches Revier suchen. Wir haben auch erfahren, dass diese Wildtiere immer einem Imker gehören. Taucht dieser Imker nicht in kürzester Zeit auf und holt sein Volk zurück, ist es herrenlos und gehört theoretisch demjenigen, in dessen Garten der Stamm gelandet ist. Ein Bienenschwarm kann je nach Größe einen Wert von 200 € haben. Aber wollen wir unsere Gäste für immer beherbergen? Da wir keine Imker sind und den Bienen keine fachkundige Heimat bieten können, haben wir natürlich einen Imker ausfindig gemacht, der sich unserer Bienen annahm.

Er stellte einen Bienenkasten auf und besprühte die Bienen mit Wasser. Dadurch wurden sie träge und ließen sich gefügig in den Kasten verbringen, wo ihre Königin bereits auf sie wartete. Die Prozedur dauerte ganze drei Vormittage und sorgte für viel Gesprächsstoff bei unseren Mädchen.

Als Dankeschön für unser umsichtiges Handeln schenkte uns der Imker ein Glas sehr schmackhaften Honig, welchen wir gleich genüsslich verkosteten. Fleißige Bienchen, fleißige Esser.

Für freuen uns, dass unser schöner Naturgarten nicht nur uns zugutekommt, sondern auch viele Tiere einlädt bei uns zu verweilen.

M.D.